02.01.2008, Montélimar, Frankreich :

Es ist 9:52 Uhr als der Defender langsam vom Hof in Messel fährt. Vorher wurden noch die letzten Vorbereitungen getroffen : Wasser in die Tanks füllen und ein paar Dinge in die vielen Fächer verstauen, Einführungen für Thorsten in Technik und Handhabung des Landys. Um 12.00 Uhr sind sie auf der Autobahn Richtung Süden. Mit dem fahren wechseln sie sich ab und kommen gut voran. Wenn Thorsten fährt braucht Gandalf gleich mal drei Liter mehr auf 100 km. Wichtigste Erkenntnis des Tages : Ein Land Rover ist kein Sportwagen.

03.01.2008, Tarragona, Spanien :     

Die gestrige Geschwindigkeit können sie heute nicht mehr ganz halten. Zum einen haben sie genug vom stumpfen Autobahnkilometer fressen, zum anderen macht Gandalf kleinere Probleme. Bei über 100 km/h beginnt der Wagen mächtig zu vibrieren. Zeit für einen Boxenstopp. Sie lassen die Vorderreifen wuchten. Nachdem es den ganzen Tag geschüttet hat, ist es jetzt seit zwei Stunden trocken. Sie finden einen schönen Standplatz mitten in einem Olivenhain unweit vom Mittelmeer. Urlaubsstimmung macht sich breit, beim Dachzelt aufschlagen, die Campingstühle rausholen und unter Sternenhimmel einen Merlot aus dem Tetrapack geniessen. 

                                                                                              

04.01.08, Benissa, Spanien :

Nach der ersten guten Nacht im Dachzelt geht’s weiter. Gandalf ist wieder mal zickig, also hintere Reifen auch noch wuchten lassen. Schlechte Nachrichten aus Lissabon : Die Rallye Paris - Dakar ist aufgrund von Sicherheitsbedenken in Mauretanien abgesagt worden. Da wollen bzw. müssen sie auch durch. Ausweichmöglichkeiten gibt es keine. Bis dahin sind es ja noch einige Kilometer und viele Tage.

05.01.2008, Martil, Marokko :

Sie haben übergesetzt. Am Nachmittag brachte sie die Schnellfähre von Algeciras nach Ceuta. Butes treiben empfängt sie am marokkanischem Zoll der spanischen Enklave.. Sofort stürmen Schlepper auf sie ein, die ihnen wichtige Dokumente “mit Stempel” andrehen wollen. Jan kennt die Sitten und so fahren sie getrost vorbei. Thorsten erledigt die Formalitäten und so kommen sie nach vier verschiedenen Schaltern und ebenso vielen Formularen durch. Die erste (eiskalte) Dusche nach drei Tagen weckt Lebensgeister. Der Abend klingt im Camper von Angie und Ricky aus. Es gibt Glühwein und Weihnachtsplätzchen. Draussen ruft der Muhezin .....

06.01.2008, Moulay Bousselham, Marokko :

Zum Sonnenaufgang an der Mittelmeerküste in Martil, zum Sonnenuntergang am Atlantik in Moulay Bousselham. Während sich die Sonne am Mittelmeer mächtig ins Zeug legt, versinkt die Atlantikküste in einer Nebelbrühe. Da auch die roten Flamingos sich in dieser Saison andere Schlafplätze als das nahe gelegene Naturreservat ausgesucht haben, verzichten die beiden auf eine Bootstour und beschliessen gleich morgen früh weiter zu fahren.

07.01.2008, Safi, Marokko :

Kennt ihr noch alle die alten Mercedes 240D aus den 70ern ? Sie leben ! Sie fahren zu tausenden als völlig zerknautschte Taxen durch Marokko. Sieben Personen sind eher die durchschnittliche als die maximale Zuladung. Der Weg führt sie weiter südwärts die Küste entlang, vorbei an Rabat und Casablanca. Spannend sind die kleinen Nebenstrassen, Mulikarren beherrschen das Strassenbild. Die Kinder am Strassenrand winken begeistert. An grösseren Strassenkreuzungen tobt das Leben, winzige Lädchen in denen frisches Obst, Brot und Haushaltsartikel verkauft werden reihen sich aneinander. Direkt an der Strasse wird gegrilltes Fleisch angeboten. Vorbereitete Lammhälften hängen vor den Metzgereien zum Verkauf. Vor den Cafés sitzen Männer und diskutieren, augenscheinlich unbedingt wichtiges. Nach 500 km schlagen sie ihr Buschlager in der Nähe des Atlantiks auf. Mit der Meeresbrandung im Hintergrund, einem faszinierenden Sternenhimmel über ihnen und dem prasselnden Lagerfeuer vor ihnen, quatschen die beiden sich fest bis in die Nacht hinein.

08.01.2008, Essaouira, Marokko :

Vor Jan & Thorsten liegen endlose Weiten des marokkanischen Südens und der Westsahara. Darum gönnen sie sich einen ruhigen Tag im Küstenort Essaouira. Na ja ruhig ist es dort eigentlich nicht. Buntes Treiben herrscht in der Medina, der Altstadt von Essaouira. Gefangengenommen von dem orientalischen Flair streifen sie stundenlang durch die Altstadtgassen. An jeder Ecke bekommt man Spezialitäten zur Probe angeboten. Thorsten lernt : Nicht alles gleich in den Mund stecken ! Der waschmittelartige Geschmack der als Badezusatz präparierten Kräuter geht selbst nach der dritten Cola nicht weg. Thorsten schlendert noch zum Fischmarkt, vielleicht kann er noch zwei Doraden fürs Abendessen erstehen.

11.01.2008, Dakhla, Westsahara :

Sie durchqueren die Sahara. Seit drei Tagen sind sie unterwegs durch eine scheinbar unendliche Ansammlung von Stein, Fels und Geröll. Vergessen ist die Vorstellung von 1001 Nacht. Hier ist die Sahara ein unwirklicher Ort. Die Strasse führt schnurgerade gen Süden. Begleitet werden sie von einer Stromleitung, die schon seit hunderten von Kilometern neben ihnen herführt. Einzig der Atlantik direkt an ihrer Seite sorgt mit seinem leuchtenden Blau und beeindruckenden Wellen für etwas Abwechslung.

Auch viel Spass bereiten die ständigen Polizeikontrollen. Es wird viel lamentiert : Woher ? Wohin ? Warum ? Beruf ? Ach ja und habt ihr zufällig ein Geschenk für uns ? Geschenke gibt es keine, korrupte Polizisten werden nicht unterstützt. Jan überholt an einer unübersichtlichen Stelle mit Überholverbot. Dahinter eine Polizeikontrolle. Viel Palaver ! Rund 40 Euro wollen die Jungs für die Verkehrsübertretung haben *Das ist mehr als in Deutschland* Jan verhandelt. Nach kurzem Wortwechsel entpuppen sich die Polizisten als freundliche Zeitgenossen. In Zukunft sollen sie doch bitte die durchgezogenen Linien beachten. Von einer Strafe wird abgesehen. Jan & Thorsten sind happy auch mal nette Offizielle getroffen zu haben.

Morgen werden sie die mauretanische Grenze erreichen. In den letzten Tagen haben sie aufmeksam die Entwicklung der Sicherheitslage verfolgt, mit Offiziellen, Insidern und Reisenden gesprochen. Die meisten sehen keine Erhöhte Gefahr. Dennoch haben sie sich entschlossen die Route anzupassen und nicht ins Landesinnere zu fahren. Sonder auf kürzest möglicher Strecke, entlang der Küste in den Senegal reisen.

13.01.2008, Nouadhibou, Mauretanien :

Drei Stunden haben alle Grenzformalitäten für die Einreise nach Mauretanien gedauert. Ausreise Marokko: sie rennen zu drei Schaltern und werden danach noch weitere vier mal kontrolliert. Danach die Fahrt durch 4 km vermintes Gebiet. Immer schön auf der Piste bleiben ! Schwierig zu verstehen : Gen Norden hunderte Kilometer Wüste, gen Süden hunderte Kilometer Wüste und dazwischen vier Kilometer Minengürtel. Dann die Einreise nach MAuretanien. Direkt am Schlagbaum treffen sie ein französisches Pärchen die sie fragen, ob sie auch keinen Alkohol dabei haben. “Nur ein bisschen” antworten die zwei wahrheitsgemäss. Schockiert schauen sie die beiden an. Das solltet ihr an´ber jetzt verdammt gut verstecken, sonst ist hier der TEufel los. Einen Liter Wein und vier Dosen Bier sind noch auf Vorrat. Im Reiseführer steht veir Dosen Bier und eine Flasche Hochprozentiges sein in Ordnung, aber das ist wohl jetzt nicht mehr so. Thorsten springt in den Wagen und kramt hastig in den Schrankfächern. Den einen Teil ganz nach hinten hinter die Müsliriegel und Fertignahrung, zwei weitere Dosen ganz nach unten in den Kühlschrank. mehr geht nicht, der Beamte wird ungeduldig und will die Visa sehen. Der Zoll ist in Bretterverschlägen untergebracht, in denen man kein Vieh halten würde. Die Grenzbeamten sehen aus, als könnten sie auch in einem amerikanischen Ausbildungslager Dienst tun. Sie verhalten sich auch dementsprechend. Touristen einschüchtern gehört zum Job. Immer mehr Busse, Offroader und Motorräder treffen ein. Die Nationalitäten sind bunt gemischt : Franzosen, Iren, Holländer und Deutsche. Man diskutiert die Sicherheitsalge. Vor allem die Franzosen sind völlig schmerzfrei. Einige beschränken den Aufenthalt in Mauretanien jedoch auf das nötigste - so wie auch Jan & Thorsten. Fünf Bretterbuden und 90 Minuten später kommt der Moment der Wahrheit. Ein Uniformierte durchsucht das Fahrzeug. Gründlich ! Zielsicher öffnet er die besagte Klappe. Müsliriegel raus, Tee raus, Fertignahrung Paket 1 raus, Fertignahrung Paket 2 raus, Fertignahrung Paket 3 raus. Dann stoppt er. Jan und Thorsten schwitzen Blut und Wasser. Er räumt alles zurück ! Puh, genau im richtigen Moment. Er hätte kein weiteres Paket herausnehmen dürfen. Dann der Kühlschrank : Triumphierend zieht er eine Dose heraus : Cola ! Enttäuscht packt er sie wieder zurück. Nach der dritten Cola Dose hat er auch die gründliche Untersuchen des Kühlschranks abgeschlossen.  Hinkelsteine fallen von den Herzen. Am Abend werden die Biervorräte aus der Welt geschafft. Selten hat ein Bier so gut geschmeckt ....

Sie steuern den Campingplatz in Nouadhibou an. Vom wild zelten nehmen sie in Mauretanien abstand. Die Stadt in ein Schmelztiegel der Kulturen. Araber, Schwarzafrikaner, Tuareg, .... eine bunte Mischung tummelt sich auf der Hauptverkehrsstrasse, die im Verkehr und Müll erstickt. Es ist ein krasser Bruch im Vergleich zu Marokko. Am Strassenrand wird frisches (?) Fleisch angeboten. Hunderte von Fliegen schwirren um die Fleischstücke. Kleine Werkstätten und Läden reihen sich endlos aneinander. Eselskarren machen das Verkehrschaos perfekt.

Auf der Fahrt in die Stadt hat sich das Gesicht der Wüste verändert. Sie Steinwüste hat sich zusehends zu einer Sandwüste entwickelt, zum Teil eben, zum anderen Teil mit hohen Dünen. Tuareg in blauen Gewändern und weissen Turbanen grüssen am Strassenrand. Ihre Kamelherden umfassen bis zu hundert Tiere, die gleichmütig die trockenen Pflanzen vom Boden fressen. Kameldornakazien sind die ersten Vorboten auf dem Weg nach Schwarzafrika.

14.01.2008, Nouakchott, Mauretanien :

Die Hauptstadt Mauretaniens ist nicht weiter erwähnenswert. Eine Millionen Menschen drängen sich auf engstem Raum. Innerhalb der letzten 50 Jahre ist Stadt aus dem Boden gestampft worden. In der Stadt werden die noch nötigsten Sachen besorgt und dann geht es weiter Richtung Djamma. Wenn es alles klappt sind sie heute Abend im Senegal und hätten Mauretanien im Rekordtempo durchfahren.

15.01.2008, St. Louis, Senegal :

Die Grenze war mal wieder heftig, aber sie sind durch ! Nachdem ein LKW quer auf der Fahrbahn stand ( und das seit 30 Stunden ), haben sie Zeit verloren und kommen zur strategisch ungünstigen Zeit, um 17.00 Uhr an der Grenze an. Um 18.00 Uhr schliesst der Grenzübergang offiziell. Der mauretanische Zöllner will 20 Euro für die Stempel im Pass. Jan und Thorsten zahlen nicht. Grosses Geschrei. Er kramt eine Gebührenordnung raus. Netter PC Ausdruck. Die beiden setzen sich und versprechen, dass sie solange bleiben werden bis er die Pässe rausrückt. Noch mehr Geschrei ! Irgendwann verlässt er das Büro und lässt die gestempelten Pässe auf dem Tisch liegen. Sie nehmen sie und gehen, niemand hält sie auf. Rüber zur Polizei, Der Beamte im quietschgelben Comic - T- Shirt stempelt die Fahrzeugpapiere. 20 Euro ! Ach was ... Kurze Diskussion, dann winkt er sie weiter. Das ging einfach. Zwischen der Ausreise Mauretanien und der Einreise Senegal liegt eine Brücke. Die hat eine Schranke. Dort steht ein Beamter. Er will 10 Euro. Quasi ein Schnäppchen. Von Berichten anderer und aus Jans eigener Erfahrung wissen sie, das der nicht zu knacken ist. Aber versuchen kann man´s ja trotzdem noch mal. Eine heftige Diskussion entflammt. Anhand eines schicken Quittungsblocks erklärt er, dass er wirklich ein Offizieller ist. Die Zeit verrinnt. Mittlerweile ist es nach halb sieben, sie werden wohl im Niemandsland übernachten müssen.  Jan geht zu Fuss zum senegalesischen Zoll. Den Zöllner kennt er noch von letztem Jahr. Der erinnert sich vor allem an Sonja. Thorsten bezahlt in der Zwischenzeit den Brückenmann, der danach super freundlich ist und ihm gleich noch ein paar Frauen vermitteln will, die er ja zum Heiraten mit nach Deutschland nehmen könnte. Thorsten lehnt dankend ab und läuft zum Zoll. Jan hat Neuigkeiten : Weil der Zöllner ihn kennt und er ausserdem ein Foto von Sonja geschenkt bekommt, gibt es einen Freundschaftspreis : 10 Euro statt 20 Euro ! Na bestens ... Endlose Diskussion. Weiter zur senegalesischen Polizei. Die haben richtig schöne Quittungen für die veranschlagten 10 Euro (eigentlich nur fünf, aber jetzt gibt’s Nachtzuschlag). Thorsten und Jan sind bereit vor seiner Hütte zu übernachten und morgen früh 5 Euro zu bezahlen. Das beeindruckt ihn gar nicht, die Stempel seien bereits gesetzt. Erst mal wieder rüber zum Zoll, der erklärt weiterhin mit blumigen Worten, das hier 10 Euro zu zahlen sein. Irgendwann klingelt sein Handy. Als er ins Gespräch vertieft ist, nehmen Jan und Thorsten ihre Pässe und gehen. Niemand hält sie auf. Wieder bei der Polizei. Einige Franzosen versichern ihnen, dass diese Gebühren ihre Richtigkeit haben. Sie zahlen also die 10 Euro. Jan fährt zum Schlagbaum vor, den müsste jetzt eigentlich der Zöllner öffnen, der rührt sich aber nicht. Nach kurzer Diskussion mit Jan überwindet Thorsten seine Zweifel und ermöglicht ihnen selbst die Einreise in den Senegal. Hinter ihnen kracht der Schlagbaum runter. Es ist 19.30 Uhr und stockfinster als sie in den Senegal fahren.

Zwei Stunden später sitzen sie in der Zebrabar und sind ganz schön platt. Mit 20 Euro aus der ganzen Nummer rausgekommen zu sein, kann sich sehen lassen. Jan versichert das die kommenden Grenzen sehr viel angenehmer werden. Jetzt wird erstmal zwei Tage in der Zebrabar durchgeatmet. Das sieht etwas so aus : Bis 10 Uhr schlafen, Frühstücken, in der Hängematte unter Kokospalmen entspannen, essen, am Strand faulenzen, essen, schlafen.

21.01.2008, Bamako, Mali :

Jan & Thorsten sind dem Lauf des Senegal- Flusses stromaufwärts gefolgt und haben Afrika aus dem Bilderbuch erlebt. Es bleibt zu hoffen, dass die traditionellen Rundhüttendörfer entlang des Weges noch eine Weile vom Internet und anderen westlichen Errungenschaften verschont bleiben.

Aber nun von vorn : In St. Louis haben sie zwei Tage Kraft getankt für die bevorstehenden Abenteuer. Die Stadt selbst ist malerisch mit ihren Häusern und Palästen aus der Kolonialzeit. Der Verfall des *Venedig Afrikas* ist jedoch noch stärker als bei der grossen Schwester in Italien. Jede Strassenecke ist ein Foto wert, leider kann man kaum eins schiessen. Die Einwohner reagieren sehr energisch auf die Bitte um ein Foto ...

Seitdem sie durch den Senegal fahren, bewegen sie sich in Schwarzafrika. Sie sind plötzlich andere Menschen. Nein, sie werden anders gesehen. Ab hier lautet die einfache Unterscheidung : schwarzer Mann - weisser Mann. Es vergeht kaum ein Augenblick in dem sie alleine sind. Ständig werden sie auf der Strasse angesprochen :”Hey, my friend...” Der Begriff *Freund* wird dort jedoch etwas anders verstanden. Dort ist ein weisser Mann - viel Geld ! Und das weckt Hoffnungen. Es äussert sich meist so, das man für alles gleich ein vielfaches des regulären Preises zahlen soll. Die Parkgebühren werden doppelt so hoch angesetzt und auch die Taxifahrer versuchen ihr Glück. Fährt man über Land an Rundhüttendörfern vorbei, kommen aus allen Ecken Kinder gelaufen und rufen “Cadeaux, Cadeaux !” - Sie wollen Geschenke.

Es gibt auch sehr spannende Begegnungen, wie die gestern Abend mit einem 15 jährigen, sein Name ist Sadio aus einem kleinen Dorf in Mali. Er hat das Camp von Jan 6 Thorsten entdeckt und kommt sie besuchen. Er geht zur Schule, spricht neben seiner Muttersprache Bambara auch Französisch und ein bisschen Englisch. Nach der Schule möchte er gern nach Paris. Er weiss nicht wie es dort ist und was er dort machen will, aber er hat diesen Traum. Zum Militär wie sein Vater will er nicht. Die sind alle korrupt sagt er. Ob er den nicht seinem Land helfen wolle voranzukommen, fragt Thorsten. Ja sagt er, aber das könne er von seinem Dorf aus nicht.

Die Reise entlang des Senegal ist ein faszinierender Blick in Kultur und Natur Westafrikas. Sie besuchen den Nationalpark Djoudj, eines der grössten Vogelschutzgebiete der Welt. Eine wunderbare Wasserwelt mit Pelikanen, Adlern, Reihern aber auch Krokodilen, Waranen und Pythons. Dann verlassen sie sie geteerten Pfade und schlage sich durch den afrikanischen Busch. In den Tage dauernden Offroad- Passagen verlangen sie Gandalf alles ab. Thorsten ist froh mit Jan einen versierten Offroader dabei zu haben. Er hätte wohl an der einen oder anderen Stelle umkehren müssen. Häufig kommen sie am Tag nur um die 100 km voran, obwohl sie viele Stunden im Auto verbringen. Die Buschsavanne wechselt ständig ihr Gesicht je nachdem wie nahe sie dem Fluss sind. Das Leben in den Rundhüttendörfern läuft noch wie vor hunderten von Jahren. Die Frauen bereiten das Essen über dem Feuer, waschen Wäsche im Fluss. Die Männer fischen mit einfachsten Mitteln auf Pinassen im Fluss oder treiben ihre Rinder- und Ziegenherden über das trockene Land. Der feine rostrote Staub ist ihr ständiger Begleiter und kriecht in jede Ritze. Bis zu seinem Ursprung, dem Zusammenfluss von Bakoy und Baoule, folgen sie dem Senegal. Dann nehmen sie wieder Asphalt unter die Reifen und fahren in die malische Hauptstadt Bamako.

22.01.2008, Bamako, Mali :

Die wichtigste Nachricht des Tages : Die Fussballnationalmannschaft von Mali gewinnt ihr erstes Vorrundenspiel der Afrikameisterschaften gegen Benin mit 1:0. Schon seit dem Vormittag sitzen vor jedem zweiten Laden in der Hauptstadt die Männer in Gruppen vor kleinen Fernsehern oder Radiogeräten und verfolgen gespannt die Partie der anderen Gruppengegner. Ähnlich wie in Deutschland im legendären Sommer 2006 wehen überall an Häuser, Autos und Mofas die Fahnen in Landesfarben. Dann am Abend das Spiel Mali gegen Benin. Die Strassen sind wie leer gefegt. Alle drängen sich um die Empfangsgeräte. Jan 6 Thorsten sitzen in einem kleinen Restaurant an einer Nebenstrasse als das Tor fällt. Der Jubel kennt keine Grenzen. Die Menschen stürzen auf die Strasse und fallen sich in die Arme. Horden von Kindern laufen Fahnen schwenkend und laut “Mali, Mali” rufend durch die Stadt. Mali gehört zu den schwächsten Mannschaften im Turnier. Überhaupt ein Tor zu schiessen und damit in Führung zu gehen ist ein phantastischer Erfolg. Ganz Bamako hält den Atem an. Und dann : der Schlusspfiff. Mali macht die Sensation perfekt. Jetzt brechen alle Dämme. Sofort sind die Strassen ein einziger Autokorso. Die Jungs auf ihren Mofas fahren halsbrecherisch auf einem Rad und lassen die Funken auf dem Asphalt sprühen. Die Strassenränder sind gesäumt von kreischenden Frauen und Kindern, die laut Beifall klatschen. Jan & Thorsten lassen sich einige Zeit durch den Trubel treiben, dann machen sie sich auf den Weg zu ihrem Camp. Sie halten eines der wenigen noch fahrenden local Taxis an, das sich den Weg durch die Freudenfeiern kämpft. Es sind uralte Mercedes Transporter, die komplett entkernt sind und im Innenraum 20 beengte Plätze auf rundherum angebrachten Holzbrettern bieten. Bei einem Fahrpreis von 15 - 30 Cent ist man hier immer unter Einheimischen und als Weisser ein interessanter Exot. Scheinwerfer haben diese Autos meist nicht mehr, auch keine Scheiben sondern nur Plastikvorhänge an den Fenstern. Es gibt einen Schaffner. Knallt er seine Faust einmal gegen das verrostete Blech, will jemand zusteigen. Zweimal klopfen deutet dem Fahrer, dass jemand aussteigen will. Mühsam quält sich das Taxi durch die Menschenmassen. Immer wieder wird der Fahrer zum anhalten gezwungen. Dann stinkt es auf einmal verbrannt. Plötzlich qualmt und zischt es irgendwo am Fahrerplatz. Alle Mann schnell raus ! Drei bis vier Leute rennen hektisch (soweit es hierfür ein afrikanisches Wort gibt) um das Auto. Nach zehn Minuten können wir wieder einsteigen. Kurz darauf hängen wir wieder in einer feiernden Menschentraube fest. Der Bus wird hin und her geschaukelt. Plötzlich fliegt ein faustgrosser Stein durch eine nicht vorhandene Scheibe und landet ohne jemand zu treffen mitten zwischen allen Fahrgästen. Erbost springen die Insassen auf, strecken ihre Köpfe aus den Fenstern und geben wüste Beschimpfungen von sich. Jan und Thorsten ziehen es vor, die Köpfe einzuziehen und abzuwarten. Der Bus gibt Gas und wühlt sich aus den feiernden Massen. Spät am Abend (nachdem sie irgendwann noch das Taxi gewechselt haben, da dieses völlig den Geist aufgegeben hat) sind sie auf dem Campingplatz und klettern ins Zelt.

24.01.2008, Djenné, Mali :

Djenné, eine bereits im 14. Jahrhundert komplett aus Lehm erbaute Stadt im Niger Binnendelta. Jedes Haus, einschliesslich der Moschee ist komplett aus Lehm. Es ist ein sehr ruhiges angenehmes Städtchen. Nachdem Thorsten und Jan Führer, Strassenverkäufer und andere abgeschüttelt haben, geniessen sie einen Spaziergang durch die verwinkelten Altstadtgassen. Irgendwann macht einen falschen Schritt. In mitten der Strasse fliessen die Abwässer. Eine schwarze, dickflüssige, stinkende Brühe steht in den offenen Kanälen. Jan ist mit Flip Flops unterwegs. Zum Glück finden sie einen Brunnen und nach ausführlicher Fusswäsche setzten sie den Spaziergang fort.

Den Abend verbringen die zwei im Buschcamp an der Stelle, an der Jan und ich (Sonja) auf den Tag genau vor 13 Monaten den Heiligabend verbracht haben. Thorsten und Jan haben volles Programm: Hängematte, Freilanddusche und Lagerfeuer.

Zurück zur Startseite

27.01.2008, Bandiagara, Mali :

Als sie Djenné verlassen, nehmen sie Hubert mit an Bord. Er ist Architekt aus Wien, Spezialist für Lehmbau und nimmt in Kürze an einer Konferenz in Bamako teil. Alle haben das gleiche Ziel: Das Land der Dogon. Gandalf ist zwar nur für zwei Personen ausgelegt, aber Hubert macht es sich im hinteren Teil so gemütlich wie möglich und fahren gemeinsam in einen der entlegensten Winkel Malis. Dort lassen sie den Wagen stehen und machen sich auf zu einer zweitägigen Trekking Tour in eine ferne Kultur.

Entlang eines rund 140 Kilometer langen und ca. 300 Meter hohen Felsabhangs haben im 14. Jahrhundert die Dogon gesiedelt. Sie verdrängten dort die Telem. die ihre winzigen Lehmbehausungen in die Felsnischen des Abhangs bauten. Zum Schutz vor Tieren lagen diese Wohnungen so hoch im Fels, dass sie nur Seilen erreicht werden konnten. Auch wenn die Dogon den Lebensraum der pygmäenartigen Telem in Besitz nahmen und sie zur Wanderschaft in Richtung Kamerun zwangen, verehrten sie ihre Vorläufer bis heute und bestatten in den Telem- Höhlen ihre Toten.

Der Ausflug ins Dogon- Land ist wie eine Zeitreise um mindestens 100 Jahre in die Vergangenheit. Die Dogon sind Stolz auf ihre Kultur, ihren animistischen Glauben und die Geschichte ihrer Ahnen. Kassettenrecorder und Plastikgeschirr sieht man zwar auch hier immer wieder und in einigen Ecken beginnt der nicht verrottende Müll aus den Städten zum Problem zu werden; dennoch achten die Dogon sehr auf den Erhalt ihrer alten Traditionen. Dabei sind sie sehr flexibel - teilweise sind sie zum Islam oder zum Christentum konvertiert. Wenn es Nacht wird feiern sie jedoch weiterhin ihre traditionellen animistischen Riten. Jan und Thorsten sind hin und her gerissen: Ist das ein riesiges Freilichtmuseum oder wirklich eine intakte Kultur, die sich von den Errungenschaften der “Zivilisation” wenig beeindrucken lässt ? Hilfsorganisationen haben auch dort Schulen und Krankenhäuser errichtet. Die Dogon nehmen dies dankend an. Viele Leben konnten so bereits gerettet werden. Viele junge Dogon gehen zum Studium nach Bamako.  Man versichert Jan und Thorsten jedoch glaubhaft, dass alle nach einigen Jahren wieder in das Land ihrer Väter zurückkehren.

Wenn sich zwei Dogon begegnen gibt es eine festgelegte Begrüssungskonversation, die frei übersetzt etwa so lautet : “Hallo !” “Hallo !” “Ich heisse dich willkommen.” “Ich heisse dich willkommen.” “Wie geht es dir ?” “Gut.” “Wie geht es deinem Vater ?” “Gut.” “Wie geht es deiner Mutter ?” “Gut.” “ Wie geht es deiner ganzen Familie ?” “Gut. Und wie geht es dir ?” “Gut.” “Wie geht es deinem Vater ?” “Gut.” “Wie geht es deiner Mutter ?” “Gut.” “Wie geht es deiner ganzen Familie ?” “Gut.”

Eine solche Begrüssung nimmt, wie so vieles in Afrika, natürlich etwas mehr Zeit in Anspruch. Das sich anschliessende Gespräch über Wetter, Zwiebelpreise und den neusten Dorftratsch ist entsprechend umfangreich. Etwas mühsam wird das ganze, wenn Markttag ist. Man kommt aus einem allgemeinen Begrüssungsgemurmel gar nicht mehr raus.

Thorsten und Jan sind froh einen Führer dabei zu haben, der ihnen spannende Einblicke in die Welt der Dogon gibt. Nach zwei Tagen nehmen sie Abschied vom Dogonland und ihrem sympathischen Reisebegleiter Hubert und setzten Kurs Richtung Burkina Faso.

29.01.2008, Ouagadougou, Burkina Faso :

Die Hauptstadt von Burkina Faso ist wie viele Grossstädte Afrikas wenig aufregend. Jan und Thorsten erledigen das nötigste : Einkaufen, Geld abheben, tanken, Internet. Dann noch Gandalf eine Schraube aus dem Reifen operiert und das Loch geflickt. Weiter geht’s.

03.02.2008, Lomé, Togo :

Jan und Thorsten sind wieder an der Küste und geniessen das Meeresrauschen bei rund 32 Grad. Dennoch ist kein Fotowetter, da sie seit einiger Zeit der Harmattan begleitet. Dieser Staub beladene Wind aus der Sahara taucht die gesamte Landschaft in einen Schleier, der an trübe Novembertage erinnert - nur 30 Grad heisser.

Auf ihrer Reise durch Togo ändern sich Klima und Vegetation. Sie verlassen die trocken, heissen Sahelländer und nähern sich tropisch bis subtropischen Breitengraden. Hier herrscht fast schon wieder Überfluss. Entlang der Strasse sind alle erdenklichen Früchte zu erstehen : Ananas, Mango, Papaya, Zuckerrohr, ... auch Buschratten werden angeboten - wahlweise frisch oder gehäutet und gegrillt am Spiess. Thorsten und Jan verzichten auf diesen kulinarischen Ausflug und schlagen ihr Buschcamp in der Nähe eines Dorfes auf. Bald bekommen sie besuch von einer Gruppe Schülern, die auf dem Heimweg sind. Die Jungs sprechen englisch, französisch, deutsch und ihre Heimatsprache. Sie unterhalten sich angeregt und es keimt Hoffnung auf, dass sich in der nächsten Generation die Dinge in Afrika zum Besseren wenden. Ob denn keine Mädchen am Unterricht teilnehmen, fragt Thorsten. Nein, Mädchen seien faul und gingen nicht zur Schule, lautet die Antwort. Vielleicht braucht es doch noch mehr als eine Generation.

als die Jungs weg sind und es bereits dunkel ist, taucht ein verängstigter Bauer auf. Als er Gandalf mit aufgeklapptem Dachzelt in der Dämmerung gesehen hat, glaubt er, die Armee sei mit Panzern aufgefahren. Nach einem Bier zur Völkerverständigung lädt er sie für den nächsten Morgen zu sich ein. Auf seinem Hof zeigt er ihnen stolz seine Aloe Vera Pflanzen. Er ist vollkommen von seinem Produkt überzeugt. Diese Pflanze heile alles : Augenbeschwerden, Magen- Darm- Probleme, ach ja und Aids natürlich auch. Leider hat man das in seinem Dorf noch nicht verstanden, aber er ist sicher bald ein grosses Geschäft mit seiner Wunderpflanze zu machen.

In Lomé richten Jan und Thorsten sich für ein paar Tage bei Alice ein. Sie ist Schweizerin und unterhält hier schon seit vielen Jahren einen Campingplatz. Ihre Geschichten über das Leben in Afrika sind hochspannend und unterhaltsam. Ihre Begegnungen mit der Obrigkeit klingen häufig wie ein Drehbuch für eine Slapstick- Komödie. Auch Jan und Thorsten haben ein aktuelles Problem mit den Herren in Schlips und Kragen. Auf der ghanischen Botschaft hat man ihnen das Visum für Ghana versagt. Sie hätten die Dokumente ja auch zu Hause in Berlin besorgen können, lautete die lapidare Antwort. Diskussionen helfen nichts, auch wenn wir (Sonja & Jan) an der gleichen Stelle vor einem Jahr ohne Probleme mit Visa versorgt worden sind. Somit sind sie erstmal in Lomé gestrandet. Zwei Handlungsmöglichkeiten haben sie : Entweder sie fahren direkt an die Grenze und lassen sich dort für 150 Euro zwei Emergency Visa ausstellen oder sie ändern ihre Pläne und besuchen statt Ghana das Nachbarland Benin. Die Beratungen ziehen sich hin. Ich werde euch auf dem laufenden halten.

zurück zur Startseite

08.02.2008, Cotonou, Benin :

Ghana - das sind endlose weisse Palmstrände, sehenswerte koloniale Forts entlang der Küste, abwechslungsreiche tropische Landschaften, ein Nationalpark und vieles mehr. Das Land schaltet auf CNN aufwendige Werbespots für “Ghana Tourism” und _ sie lassen Jan und Thorsten nicht rein ! Eine Woche lang waren sie in Lomé und haben alle denkbaren Hebel in Bewegung gesetzt, um ein Visa für Ghana zu bekommen. Nachdem die Botschaft ihnen das Visum verweigert hat, versuchen sie es direkt an der Grenze. Mit Hilfe eines Schleppers schaffen sie es sogar bis zur ghanaischen Einreise. Der Beamte verweigert ihnen das Visum, auch Transit oder Emergency Visa kann er angeblich nicht ausstellen. Sie versuchen es an einem anderen Grenzübergang und fahren 140 Kilometer nördlich nach Kpalime. Auch hier kein Glück ! Zurück in Lomé nehmen sie Kontakt mit einem togolesischen Zöllner auf, der wollte im vergangenen Jahr Jan und mir unbedingt das Auto abkaufen. Er lädt die beiden gleich mal zu sich nach Hause ein. In einem eher ärmlichen Viertel hat er sich eine dreistöckige Villa gebaut, die alle anderen Häuser um ein vielfaches überragt. Er hat mehrere Angestellte, Satellitenfernsehen und einen Geländewagen vor der Tür stehen. Hier geht doch schon wieder was nicht mit rechten Dingen zu ... Drei Tage versucht er und ein Freund für Jan und Thorsten was möglich zu machen. Vergeblich ! Auch die Hilfe eines Reisebüroagenten bringt sie nicht weiter. Beim zweiten besuch auf der Botschaft werden sie erst gar nicht bis zum Counciller vorgelassen. Anderen Europäern, die sie dort treffen, geht es nicht anders. Keiner kann so recht erklären warum. Ghana ist eines der stabilsten und touristisch am weitesten entwickelten Länder der Region. Überall kann man mit Problemen rechnen, aber nicht hier.

Die tage in Lomé haben dennoch einiges zu bieten. Mit einigen Einheimischen sind sie im Nachtleben der togolesischen Hauptstadt unterwegs. Sie erleben ein sehr gutes Live Konzert in einem Club. Die etwa achtköpfige Band hat mit traditionell afrikanischen Songs, französischen Chansons bis zu westlichen Jazz- Klassikern ein riesiges Repertoire. Alles wird mit diversen Bongos, Trommeln und Rasseln ins afrikanische übersetzt. Im Laufe des Abends wechselt die Bandbesetztung ständig, da immer wieder Leute aus dem Publikum zu Instrumenten und Mikrophon greifen. Das bringt eine grosse Dynamik und Spontanität ins Programm. Alle beherrschen die Instrumente perfekt. Jan und Thorsten tanzen bis tief in die Nacht. tagsüber baden sie im Meer, besuchen die grossen Märkte und lauschen den Geschichten aus Afrika, die Alice zu berichten weiss.

Am achten Tag in Lomé beschliessen sie endgültig ihre Pläne zu ändern. Sie vergessen Ghana und fahren statt dessen nach Benin. Auch hier gibt es einige touristische Highlights und Sehenswürdigkeiten, unter anderem den sehenswertesten Nationalpark in ganz Westafrika. Da sie sich über Ghana geärgert haben, machen sie jetzt ein bisschen Voodoo ( Benin ist das Heimatland des Voodoo ) und deshalb fliegt Ghana noch am gleichen Abend im Halbfinale aus der Afrikameisterschaft.

10.02.08, Ganvie, Benin :

Am Morgen nimmt Thorsten sich eine Piroge zur Lagune. Auf einer kleinen Insel mitten im See hat sich um 1770 ein Stamm aus Abomey auf der Flucht vor französischen Truppen niedergelassen. Die Bevölkerungszahl wuchs sehr rasch, so dass die Insel bald zu klein wurde. Man begann Häuser auf Pfählen in den See zu bauen. So verlagerte sich das Leben mehr und mehr in den See. Heute ist die Insel kaum noch sichtbar. Mehr als 30.000 Menschen leben in den Pfahlbauten von Ganvie. Fischfang war und ist, bis auf wenige touristische Aktivitäten, die einzige Einnahmequelle.

Ähnlich wie im Dogonland bekommt man das Gefühl in eine andere Zeit versetzt worden zu sein. Die Menschen leben zum überwiegenden Teil auf dem Wasser. Als der Ruderer Thorsten zum Markt bringt, versteht er erst nach einiger Zeit, dass er sich bereits mitten darauf befindet. Es ist ein schwimmender Markt. Die Frauen verkaufen Gemüse, Obst und weitere Lebensmittel, die sie im Austausch gegen Fisch auf den Märkten des Festlands erstanden haben, direkt von ihren Booten aus. Es herrscht viel Verkehr und die Pirogen werden wie Autoscooter hin und her geschubst. Wer in Ganvie viel Geld hat besitzt ein Boot mit Aussenbordmotor. Wer noch mehr Geld hat besitzt einen Generator zur Stromerzeugung. Als Thorsten fragt, ob damit Kühlschränke oder Wasserpumpen betrieben werden, heisst es :”Nein, nein, die sind für die Fernsehgeräte.” Dennoch geht eine grosse Ruhe von diesem Ort aus. Fast vergisst Thorsten, dass Benins anstrengende, laute und gehetzte Hauptstadt Cotonou nur zwanzig Kilometer entfernt ist.

11.02.08, Cotonou, Benin :

Nachdem Jan und Thorsten 4 Tage auf die Verlängerung ihrer Visa warten mussten, sollte es heute morgen weiter Richtung Norden gehen. Sie wollten in den Nationalpark Pendjari, in dem Löwen, Elefanten und Nilpferde beheimatet sind. Damit ändern sie auch ihre Fahrtrichtung. Ab jetzt fahren sie in Richtung Nordwest und wenden sich nach der Hälfte ihrer Reise wieder langsam gen Heimat.

Wie gesagt heuet sollte es weitergehen. Beim Immigrationsbüro ist Thorstens Pass nicht auffindbar. Nach längerem suchen findet die Dame ihn. Sein Visum allerdings ist nicht fertig. Grund : Man lehnt sein Passfoto ab, das er zum Visumsantrag abgegeben hat. Von seiner Stirn sind wenige Millimeter abgeschnitten. Behördenwillkür gibt es in Europa wie in Afrika ... Schnell neue Passfotos machen lassen. Dann wieder viele Diskussionen, aber nicht viel zu machen. Vor heute Abend gibt es kein Visum. Abreise Richtung Norden also erst Morgen.

Zurück zur Startseite

14.02.2008, Ouagadougou, Burkina Faso :

Sie sind nun in den Norden Benins gefahren und gönnen sich den Klassiker einer jeden Afrikareise : eine Safari im Nationalpark. Dass Grzimek und Co. sich zu ihren Tierfilmen immer im Osten und Süden Afrikas aufhalten, hat seinen Grund. Im Gegensatz zu den weiten Graslandschaften der Serengeti oder des Etosha Parks dominiert in Westafrika die Busch und Baumsavanne. Die Chance Tiere anzutreffen ist daher ungleich kleiner. Sie können daher nur den schicken Werbeplakaten glauben, dass es Leoparden, Geparden und Löwen hier heimisch sind. Mehr Glück haben sie bei Elefanten. Auf ihrer Pirschfahrt treffen sie mehrmals Gruppen von Elefanten, die bemüht sind, den Besuchern mehr Überblick zu verschaffen, indem sie eine Vielzahl von Bäumen umtreten und das Grün verspeisen. Thorsten sieht zum ersten mal Nilpferde in freier Wildbahn. Zumindest so viel von Ihnen, wie sie in der Sonne bereit sind aus dem Wasser zu strecken. Sie geniessen die Fahrt durch die afrikanische Savanne, deren Farben vom braunrot des Bodens und dem goldgelb der vertrockneten Gräser dominiert werden. Auch wenn sie häufig längere Zeit keine Tiere sehen, haben sie nach zwei Tagen nicht wenig Arten gesehen : Neben Elefanten und Nilpferden ausserdem Krokodile, Warzenschweine, Paviane, diverse Antilopenarten, einen Schreiseeadler, Kronenkraniche, Wasserböcke, u.a.

15.02.2008, Ouagadougou, Burkina Faso :

Es ist mal wieder Zeit Kilometer zu machen. Ouagadougou ist - wie bei der Hinfahrt - gut für einen kurzen Boxenstopp, um den Wagen zu checken und Vorräte aufzufüllen. Morgen früh geht es weiter in Richtung Bamako mit dem Ziel Gambia.

18.02.2008, Bamako, Mali :

Jan & Thorsten sind auf der Flucht! Vor dem Harmattan. Der heisse Saharawind bläst seit Tagen kräftig aus dem Norden. Die Landschaft ist in einen dichten Staubnebel gehüllt. Das Sonnenlicht bricht diffus und scheint unangenehm grell. Der feine Staub setzt sich überall fest. Die Temperaturen erreichen am Mittag an die 40 C°. Auszuhalten ist es nur, wenn der Fahrtwind durch Fenster und Lüftungsklappen etwas Kühlung verschafft. Sie fahren dem Harmattan davon und sind froh, dass das Klima seit ihrer Ankunft in Bamako gestern Abend deutlich angenehmer ist.

Da auf der Strecke gerade nicht allzuviel passiert, habe ich die Gelegenheit, etwas aus dem Alltag der zwei Abenteuerreisenden zu berichten. So spontan und chaotisch die Begegnungen auf ihrer Reise sind, so geordnet und durchgeplant ist das Leben an Bord von Gandalf. Auf engstem Raum ist alles Lebensnotwendige gebündelt und jedes Teil hat seinen Platz. Unordnung mündet hier sofort im Chaos. Deshalb muss jeder Handgriff sitzen. Jan & Thorsten haben sich gut eingespielt. Jan baut das Zelt auf, bedient das GPS und kümmert sich um die regelmässige Wartung. Thorsten kümmert sich um die Versorgungseinrichtungen im Fahrzeug ( Wasserbehälter, Kocher, etc.) er führt Buch über Finanzen und plant die Reiseziele und Route.

Jan liegt häufiger mal unterm Auto um die Radlager zu schmieren, den Auspuff zu reparieren oder die Kreuzgelenke zu prüfen. Das ist dann immer der Augenblick, an dem sie mitleidige Blicke von Toyta Fahrern ernten und die Ölverschmierten Hände mit einem “Ja, ,ja, die Land Rover...” kommentieren.

Da Jan jeden Tag Nudeln in Öl oder Wahlweise Bratkartoffeln kochen will, hat Thorsten die Küche weitgehend übernommen. Sie ernähren sich überwiegend vegetarisch, da das Gemüseangebot meist reichhaltig ist und die in der Sonne vor sich hin gammelnden und von Fliegen übersäten Fleischauslagen auf den Märkten nicht besonders einladend wirken.

Zu den interessanten Ereignissen gehören die Buschcamps. Wenn sie sich in den Städten aufhalten fahren sie auf Campingplätze. Unterwegs jedoch und in ländlichen Gegenden fahren sie am späten Nachmittag von der Strecke ab und schlagen ins Gelände, um einen Platz zum Übernachten zu finden. Nach der Freiluftdusche wird gekocht und meist noch eine Weile beim Lagerfeuer beisammen gesessen. Häufig haben sie bei solchen Buschcamps auch schon spannende Bekanntschaften gemacht, von denen ich auch schon im Tagebuch berichtet habe.

Das Dachzelt ist für die hiesigen Temperaturen wie geschaffen. Mit 1.30m breite kommen sie zu zweit ganz gut klar. Von gelegentlichen Rückenschmerzen abgesehen, schlafen sie ausgezeichnet. Ihr Lebensrhythmus hat sich viel stärker dem Tagesverlauf angepasst. Meist brennt gegen 21.00 Uhr das Lagerfeuer herunter und sie kriechen in die Schlafsäcke. Morgens werden sie von exotischem Vogelgezwitscher oder lautem Wiehern der Esel geweckt. Meist sind sie so gegen 7.00 Uhr auf den Beinen und nutzen die angenehme Kühle des ersten Tageslichts.

Zurück zur Startseite

24.02.2008, Cap Skirring, Senegal :

Thorsten sitzt in einer strohgedeckten, weissen Hütte. Sheik, der Barmann, bringt ihm einen eisgekühlten Fruchtsaft. Sein Blick geht hinaus vorbei an Blühenden Sträuchern und Palmenhainen hinaus auf Meer. Der Atlantik spült keine zehn Meter entfernt die Wellen an den schneeweisen Strand. Das Wasser ist angenehm temperiert. Aus den Boxen tönt den ganzen Tag Bob Marley. Sheiks Rasta- Freunde haben für diese Uhrzeit schon auffallend rote Augen.... Jan & Thorsten sind im äussersten südwestlichen Winkel des Senegal und machen für einigen Tage Urlaub von der Reise. Hier herrscht karibisches Flair und die Strände sind so sehenswert, dass selbst Club Med hier schon eine riesige Anlage samt Golfplatz angelegt hat.

In den Tagen zuvor haben sie sich über kleine Pisten und Offroad Tracks von Mali aus hierher durchgeschlagen. Mensch und Material sind an ihre Grenzen gegangen. Na ja, die meiste Arbeit macht Gandalf, während Jan & Thorsten sich ordentlich durchschütteln lassen.

In Kedougou an der malischen Grenze treffen sie Ben und Luke aus der Nähe von London. ben ist auf einer einjährigen Reise rund um Afrika. In dieser Zeit nimmt er an fünf Marathons teil und besteigt nebenbei noch fünf der höchsten Berge Afrikas. Luke hat spontan seinen Marokko Urlaub abgebrochen und begleitet Ben für einige Wochen. Die vier machen ein gemeinsames Buschcamping und verbringen einen launigen Abend, bei dem all ihre Alkohol und Chips Vorräte drauf gehen. Schade das sich ihre Wege nur kreuzen. Gerne wären sie ein STück gemeinsam weiter gefahren.

27.02.2008, Serekunda, Gambia :

Die Casamance im Südwesten des Senegal gilt als die schönste Region des Landes. In den letzten Jahren jedoch war sie bei uns eher aufgrund politischer Unruhen in den Schlagzeilen. Eine separatistische Rebellenorganisation hatte in einem Partisanenkrieg die Region seit den 80er Jahren in Atem gehalten. Seit 2004 besteht ein Friedensabkommen. Es werden hohe Summen in den Wiederaufbau der Infrastruktur investiert und der Tourismus kehrt langsam in die einmalig schöne Landschaft zurück.

Die Gegend besteht hauptsächlich aus lichtem, tropischen Feuchtwald. Tamarinden- und Kapokbäume prägen das Bild. Einzelne Urwaldriesen stechen aus dem Wald hervor. Selbst jetzt zum Ende der Trockenzeit sind die Wälder saftig grün. Palmenhaine wechseln sich ab mit offenen Graslandschaften und den Reisfeldern der Bauern. Charakteristisch für die Casamance sind die Mangrovenwälder im Delta des Casamance River. Jan & Thorsten entdecken diese vom Menschen unberührte Landschaft mit einer Piroge. Insbesondere Vögel sind in den verwinkelten und nur mit den kleinen Booten zugänglichen Armen der Mangrovendickichte beheimatet.

 Sie fahren mit Gandalf weiter Richtung Norden und betreten mit Gambia das einzige Englisch sprachige Land ihrer Reise. Hier besuchen sie ein paar Rasta- Freunde am Strand von Brufut und geniessen noch einmal die angenehmen Wassertemperaturen des Atlantik.

Zurück zur Startseite

02.03.2008, St. Louis, Senegal :

Der Abschied von den Rasta Jungs in Gambia fällt schwer. Jan & Thorsten haben es sich einige Tage gut gehen lassen am Strand von Brufut abseits des Massentourismus in Serekunda. Die Rasta Jungs haben dort, direkt am Strand gelegen eine Bar. So etwa zwischen acht und zehn Rastas (so genau wissen sie das selber nicht) arbeiten und leben zum Teil auch dort. So viel Arbeit fällt jedoch nicht an, was ihnen sehr entgegen kommt. Also liegen sie die meiste Zeit am Strand, oder tun das was sie am Besten können : Trommeln. Einen Abend lang bringen sie Thorsten und Jan die Grundlagen des afrikanischen Trommelns bei. Es macht ihnen mächtig Spaß, auch wenn bald die Hände schmerzen und die Unterarme verkrampfen. Auch sonst wartet die “Villagers” Bar mit einigen skurrilen Zeitgenossen auf : Da ist z.B. Sucker, die riesige Dogge, der ständig der Sabber aus dem Maul läuft. Sie freut sich immer tierisch Jan & Thorsten zu sehen, deshalb sind sie auch häufig mal eingesabbert. Dann gibt es da noch Tommy den Pelikan. Die Jungs haben ihn wieder hochgepäppelt nachdem er verletzt am Strand lag. Die relaxte Stimmung und die tägliche Fütterung haben ihn dazu veranlasst, auch nach seiner Genesung in der Bar zu bleiben.

Die Zeit vergeht schnell. Die Jungs kochen für Jan & Thorsten, helfen ihnen in der Stadt und nehmen sie mit ihren Familien ins Dorf. Sie staunen nicht schlecht. Salomons Schwester z.B. lebt in einer Grossfamilie. Ihr Mann hat neben ihr noch zwei weitere Frauen und insgesamt 15 Kinder ! Ende noch nicht absehbar ...Sie wohnen alle gemeinsam in einem grossen Hof mit mehreren Hütten. Die Frauen wechseln sich ab : Eine kocht, die andere kümmert sich um die Kinder und die dritte um den Mann. Wie er sich den Unterhalt dieser grossen Familie leisten könne, fragt Thorsten. Er hat Felder im Süden und baut dort Sachen zum Rauchen an. Keine weiteren Fragen ...

Damit Jan & Thorsten nicht auf die Idee kommen faul am Strand herum zu liegen, meldet sich Gandalf. Wechsel eines Spurstangenkopfes nötig. Bis sie Ersatzteil und Werkstatt gefunden haben, vergeht ein weiterer Tag. Schliesslich brechen sie aus Gambia auf und sind nun wieder in der Zebrabar in St. Louis, in der sie schon vor fast zwei Monaten Station gemacht haben. Vor ihnen liegt Mauretanien und die Westsahara, d.h. wenigstens vier Tage fahren, fahren, fahren bis sie weitere Abenteuer in Marokko erwarten.

Zurück zur Startseite

07.03.2008, Guelmim, Marokko :

Sie sind wieder durchgeflutscht - durch Mauretanien ! In zwei Tagen haben Jan und Thorsten Mauretanien hinter sich gelassen und in zwei weiteren Tagen gleich noch die öde Steinwüste der Westsahara durchquert.

Natürlich gibt es auch wieder amüsante Geschichten von ihren Grenzübergängen. Die vielleicht originellste  ereignet sich bei der Ausreise aus dem Senegal. Der Polizist fragt nach ihren Berufen. Da es nur irritierte Nachfragen  geben würde, wenn Thorsten so etwas wie “management consulant” angäbe, antwortet er immer mit “architect”. Ist ja im Prinzip nicht so ganz verkehrt. Diesmal jedoch ist dir Reaktion gänzlich unerwartet. Der Polizist nimmt ein Blatt Papier, einen Stift und ein Lineal zur Hand, zeichnet ein Rechteck und schreibt 20X15 Meter dran. Dann erklärt er Thorsten, er habe dieses Grundstück  gekauft und wolle ein Haus darauf bauen. Thorsten soll ihm doch gerade mal einen Entwurf machen. Thorsten fragt fachmännisch nach Exposition und Nutzungsgarten und macht sich mit schwitzigen Händen ans Werk. Braucht man eine Toilette ? Wie baut man eine senegalesische Küche ? Gibt es einen Eingangsbereich oder steht man gleich im Wohnzimmer ? Würde eine Terrasse Sinn machen ? Thorsten zeichnet vor sich hin und brabbelt irgendwas von tragenden Wänden und Unterstellmöglichkeiten für das Auto. Der Polizist ist interessiert, dass er Jans Pass zweimal stempelt und Thorstens überhaupt nicht (was ihnen zum Glück aber noch auffällt). Mit dem Ergebnis von Thorstens Arbeit scheint er zumindest in so weit zufrieden zu sein, dass er auf die übliche Forderung nach Geld verzichtet. Mit dem Versprechen ihn beim nächsten Mal zu besuchen, wenn sein Haus fertig ist, verabschieden sie sich.

Aufgrund der Sicherheitslage in Mauretanien ist es weiterhin nicht ratsam länger als nötig im Land zu bleiben. Gern hätten sie sich den Wüstenstaat und seine Bewohner - die Tuareg in ihren leuchtend blauen Gewändern - näher angeschaut. Bei ihrer Durchfahrt haben sie keinerlei Probleme und stossen durchweg auf sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen.

Als sie Grenze von Mauretanien in die Westsahara passieren, dämmert es bereits. Jan & Thorsten sind auf der Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht. Es gestaltet sich relativ schwierig, da das gesamte Grenzgebiet auf mehrere hundert Kilometer vermint ist. Endlich finden sie eine Fahrspur zum Meer und folgen ihr. Der Strand ist menschenleer bis auf ein paar olivgrüne Zelte. Die Bewohner entpuppen sich als Militärs, die hier in völliger Einöde ohne Fahrzeuge oder sonstige schwere Ausrüstung die Küste bewachen. Zwei bis drei Monate sind sie hier. Dann werden sie von der nächsten Gruppe abgelöst. Als Jan Und Thorsten fragen, ob sie die Nacht über bleiben dürfen, erhalten sie die Antwort “ Fühlt euch unter dem persönlichen Schutz der königlich marokkanischen Marine!” Die Einladung nehmen sie gerne an.

Marokko kommt ihnen gerade vor wie ein Schlaraffenland. Es gibt wieder Strassencafés, in denen die Einheimischen sitzen und Pfefferminztee trinken. Jan und Thorsten gesellen sich gleich dazu und geniessen frische Croissants und süsse marokkanische Leckereien. Nachdem sie auf der Hinfahrt Marokko sträflich vernachlässigt haben, freuen sie sich, das Land in den nächsten Tagen genauer kennen lernen zu dürfen.

Zurück zur Startseite

14.03.2008, Merzouga, Marokko :

“Urlaub vom Urlaub” haben andere Afrikareisende ihre Zeit in Marokko bei der Rückkehr einmal genannt. Und danach fühlt es sich wirklich an. Es gibt ein riesiges und günstiges Angebot an Lebensmitteln - auch wenn Thorsten seit Tagen nach einem Stück Käse schmachtet und ausser dem fiesen “La vache qui rit” - Schmierzeug nichts zu bekommen ist. Touristen sind hier Teil des Strassenbilds. Entsprechend ist die touritische Infrastruktur ausgeprägt. Sie fahren auf Campingplätze und stellen Gandalf zwischen die vielen weissen und immer geputzten Wohnmobilblechkisten. Was tut man nicht alles für eine heisse Dusche bei zunehmend kühleren Temperaturen ...Jan & Thorsten machen Mountainbike Touren im Hohen Atlas, befahren steile Schluchten und besuchen malerische Bergdörfer mit alten, meist verfallenen Kasbahs, den aus Lehm errichteten Wehranlagen. Sie schlendern über die traditionellen Souks ( Märkte ) in den Städten, lassen sich Teppiche zeigen und feilschen hart um den Preis, um sie dann doch nicht zu kaufen.

Noch einmal zieht es sie in die Wüste. Sie tauschen Gandalf gegen zwei Wüstenschiffe und lassen sich auf dem Rücken der Dromedare in die Wüste des Erg Chebbi an der marokkanisch - algerischen Grenze schaukeln. Die Tiere sind durch nichts aus der Ruhe zu bringen und sehr bald löst sich auch bei ihnen die Verkrampfung, in zwei Meter Höhe auf dem arg schaukelnden Reittier zu sitzen. Wieder einmal sind sie tief beeindruckt vom Zauber der Sanddünen, die im Tagesverlauf ständig ihr Gesicht verändern und in allen Farben von gelb bis rot, von braun bis grau leuchten. Begeistert lauschen sie in die Stille der Landschaft, die allerdings immer wieder von der achtköpfigen, französischen Reisegruppe gestört wird, die laut schnatternd auf ihren Kamelen reiten und zu allem Unglück irgendwann auch noch “Oh, Champs Elysées” anstimmt. Am abend erreichen sie ein Zeltlager der Berber. Nach einer leckeren Tajine hören sie am Lagerfeuer den Trommeln der Berbernomaden zu. Stunden später liegen sie im Berberzelt. Die stille der Wüste wird nur durch das herzhafte Rülpsen der Kamele unterbrochen, die etwas länger brauchen, um das Abendessen zu verdauen. Am nächsten Morgen spüren Jan & Thorsten den Ritt des Vortags. Hintern und Steissbein schmerzen und sie steigen mit Unbehagen auf die Dromedare. Bald haben sie sich jedoch wieder an das Schaukeln gewöhnt und lassen sich gemächlich weitertragen. Eine weitere Nacht verbringt Thorsten im Freien unter dem beeindruckenden Sternenhimmel in der Wüste. Es gibt so viele Sternschnuppen, dass ihm irgendwann die Wünsche ausgehen. Wer also noch einen Wunsch hat, bitte jetzt loswünschen! Die Sternschnuppe zur Erfüllung kommt von ihm.

18.03.2008, Chefchaouen, Marokko :

Ihre Fahrt führt Jan 6 Thorsten weiter Richtung Norden. Sie machen Station in der alten Königstadt Fes. Sie ist eine der traditionsreichsten Städte und war lange Zeit Hauptstadt Marokkos. Die Altstadt ist riesig mit unzähligen, verwinkelten Gassen. Jan & Thorsten lassen sich treiben und verirren sich mehrmals im Labyrinth der kleinen Strässchen, die gesäumt sind von den winzigen Lädchen der Händler die Süßgebäck, Ziegenkäse, Kurzwaren oder natürlich Berberteppiche verkaufen. Vor dem Stand des Kamelmetzgers hängen frische Kamelfüsse und Köpfe. Im Gerberviertel wird nach uralten Traditionen das Leder bearbeitet und gefärbt. Mit Autoreifenprofilen beschlagene Esel transportieren die Felle durch die Gassen. In den Gerbereien waten die Arbeiter knietief in den Färbebottichen. Neben natürlichen Farbstoffen wie Mohn und Safran werden Schweinedung und Rinderurin zur Färbung verwendet. Der Gestank verursacht nach einigen Minuten Kopfschmerzen. Irgendwann finden sie einen Weg heraus aus der Altstadt und verlassen Fes, ohne einen Teppich aufgeschwatzt bekommen zu haben.

Weiter geht es nach Chefchaouen Im Rifgebirge. Diese Stadt erinnert viel mehr an Griechenland als an Marokko. Die Häuser sind in Blautönen angestrichen und mit roten Ziegeln gedeckt. Es heisst, dass jüdische Flüchtlinge in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts diese Farbgestaltung einführten. Thorsten aber glaubt das war ganz anders : Eines Abends sassen die Stadtväter von Chefchaouen, einem netten, aber völlig vergessenen Bergdörfchen,zusammen und überlegten wie sie die heimische Wirtschaft ankurbeln könnten. “ Tourismus hat Zukunft!”, meinte einer von ihnen. Keiner hatte jedoch eine Ahnung davon wie das wohl geht mit dem Tourismus. Da erinnerte sich der Bürgermeister, dass seine Frau gerade einen Urlaubskatalog von Griechenland daheim hatte und ihn seit Wochen damit nervte, dort im Sommer Urlaub machen zu wollen. Schnell war das Prospekt beschafft und eifrig blätterten die Stadtväter die bunten Fotos durch. “ Was Santorin kann, können wir auch !” Man ging umgehend an die Arbeit. In den folgenden Wochen wurde alles in leuchtenden Blautönen gestrichen. Und da es auf dem Prospekt nicht genau zu erkennen war, was im Einzelnen in Griechenland blau angestrichen ist, pinselte man einfach alles an. Hauswände, Türen, Fensterläden, Treppen, Gehsteige, Strassen, selbst Grabsteine und Stromzähler wurden blau angemalt. Das sprach sich natürlich sofort herum. Reiseführer priesen die Stadt als eine der aussergewöhnlichsten in Marokko, Teppichhändler siedelten sich an und mit den Touristen kamen auch Abnehmer für den im Rifgebirge angebauten Kif. So, jetzt kennt ihr die wahre Geschichte. Auch Jan & Thorsten begeistern sich für den Charme der blau getünchten Stadt und beobachten stundenlang das geschäftige Treiben auf dem zentralen Stadtplatz- natürlich bei einem völlig überzuckerten Pfefferminztee.

Zurück zur Startseite

21.03.2008, Tanger, Marokko :

Die letzten Tage des Abenteuers sind angebrochen. Jan & Thorsten sind in Tanger, dem Tor nach Europa. Diesmal sparen sie sich ein paar Kilometer. Morgen gehen sie an Bord der Fähre nach Sete, die sie in 36 Stunden nach Frankreich bringt. Von dort aus sind es nur noch zwei Tage, bis sie wieder in der Heimat sind.

Nachdem zwei Regentage dem Zelt nichts anhaben Konten, geniessen Jan & Thorsten heute noch mal einen sonnigen Tag in Afrika. Marokko ist ein Land, in dem es sich häufig lohnt, mit der Kamera einen Schritt näher an die Motive heran zu gehen. Deshalb gibt es heute einige Detailfotos aus Marokko.

24.03.2008, Lyon, Frankreich :

Das hatten sie sich so gedacht: 36 gemütliche Stunden auf der Fähre von Marokko nach Frankreich. Die anstrengende Fahrt durch Spanien komplett gespart. Wären sie nur durch Spanien gefahren. A, ersten Abend auf dem Schiff ist der Sturm ja noch lustig. Am zweiten Abend legt er dann richtig los. Der Wind peitscht die Wellen übers Deck. Die Kellner wanken zwischen den Tischen hin und her. Krachend fliegt das erste Tablett auf den Boden. Nur noch die Hälfte der Passagiere ist zum Abendessen erschienen. Thorsten will stark sein, aber nach der Spargelcremesuppe ist für ihn Schluss. Ihm ist schwindlig, sein Magen dreht sich in alle Richtungen. Immer wieder hebt sich der Bug aus dem Wasser, um gleich darauf mehrere Meter in die Tiefe zu stürzen. Achterbahn ist Kinderkram dagegen. Laut krachend schlägt das Schiff ins Wellental. Ständig lösen die Feuertüren Alarm aus und schliessen automatisch. An Deck hat sich ein Rettungsboot aus der Verankerung gelöst und schlägt unentwegt an die Bordwand. Freundlicherweise sind über alle Flure unauffällige weisse Papiertüten verteilt. Zum Glück braucht Thorsten keine. Jan ist seefest und geht auf ein Bier in die Bar. Beim nächsten Schlag bricht in der Bar ein grosses Stück der Deckenverkleidung heraus. Die Kabel der integrierten Beleuchtung halten die Verkleidung auf halber Höhe. Nichts weiter passiert! Nachts um drei lässt der Sturm nach und sie bekommen noch etwas schlaf. mit achteinhalb Stunden Verspätung kommen sie in Séte an. Endlich wieder Land unter den Füssen. Frankreich empfängt sie mit Schneegestöber. Die letzte Nacht verbringen sie im Zelt auf einem Autobahnrastplatz nahe Lyon. Es schneit und sie sind sich sicher, nicht weit von zu Hause weg zu sein.

25.03.2008, Messel, Deutschland :

Drei Monate Abenteuer liegen hinter Thorsten & Jan. Über 20.000 Kilometer Asphalt, Piste und Offroad- Strecken. Zehn Länder haben sie bereist. Von faszinierenden Landschaften, interessanten Begegnungen und spannenden Erlebnissen habe ich hier berichtet. Es gibt sicher noch vieles mehr zu erzählen, aber vieles von dem, was Jan & Thorsten erlebt haben ist noch unsortiert und nicht verarbeitet. Wir (die daheim gebliebenen) sind auf jeden Fall froh, das Jan & Thorsten wieder gesund und noch befreundet zu Hause angekommen sind.

Zurück zur Startseite